Florian Schneider: Ich bin ich
Offizielle Nominierung durch die SPD-Mitglieder und Wahlkampfauftakt
Am Ende der Nominierung feierten die SPD-Mitglieder auf der Bühne ihren Bürgermeisterkandidaten Florian Schneider. Mit dabei waren seine Frau Sabina und die Töchter Katharina und Franziska. Fotos: Wetzl
Burghausen. Es war eine Glanzstunde für Florian Schneider. Die Nominierungsversammlung der SPD wurde für ihren Bürgermeisterkandidaten zu einer hervorragenden Wahlkampfbühne. Über 400 Besucher waren am Donnerstag in den Stadtsaal gekommen, die Genossen bildeten mit 52 Anwesenden nur eine Minderheit. Umso mehr konnte Schneider diese Bühne nutzen, um sich als Kandidat für das Rathaus zu profilieren und Punkte zu sammeln. Authentisch, selbstbewusst und wenn nötig mit Biss, aber zugleich umgänglich und konziliant – so präsentierte er sich dem Publikum, umriss prägnant und mit klaren Worten seine Positionen. Mehrfacher Applaus zeigte, dass es ihm gelungen war, die Leute zu "packen". Bürgermeistergattin Evelyn Steindl bescheinigte ihm nach seiner Rede, das "Bürgermeister-Gen" zu haben und brachte mit dieser Meinung die Stimmung im Saal auf den Punkt.
Die Nominierung selbst war danach Formsache. 49 Stimmzettel wurden abgegeben, drei waren ungültig oder Enthaltungen. Schneider wurde damit mit 46 Stimmen zum Bürgermeisterkandidaten gewählt. Die
Wahl selbst war geheim, die Wahlleitung lag bei Norbert Englisch.
Der Abend war bestens vorbereitet und kurzweilig. Zur Kurzweil trugen die "Brasshüpfer" mit eingängigen Jazznummern bei, fürs Wohlbefinden hatte Schneiders Frau Sabina mit Helferinnen gesorgt und
deftig-bayrische Brote geschmiert.
Die Choreografie des Abends war geschickt aufgebaut. Für die betont herzliche Begrüßung war Christa Seemann auserkoren. Danach moderierte Andreas Bentlage ein Bühnengespräch, bei dem Kone
Raischl, Brigitte Femböck, Norbert Englisch und Stefan Kurz den Kandidaten charakterisierten. Dabei erfuhren die Besucher, "dass Florian Schneider zwar nicht gut singen kann, aber Gespür für
diese Stadt hat, eine Führungspersönlichkeit und mit 47 Jahren im richtigen Alter fürs Bürgermeisteramt ist".
Danach wurde der "Star des Abends" angekündigt, was Schneider postwendend zurückwies: "Ich bin kein Star, bin ein Bürger wie jeder andere auch." Schneider sprach dann knapp eine Stunde quasi frei
weg von der Leber. Der Beifall belegte, dass er richtig lag und beim Publikum angekommen war.
"Ich bin ich", betonte der Kandidat, war offensichtlich darauf bedacht, sein Image als liebenswürdiger Mann um den des Entscheidungsträgers mit Biss zu ergänzen. So betonte er, er sei zwar ein
guter Zuhörer, er wolle aber auch vorangehen und Entscheidungen treffen. Erfolgreich im Management der Firma Kreutzpointner werde er oft gefragt, warum er seinen Posten aufgebe. "Ich bin gern bei
Kreutzpointner, die Arbeit gefällt mir, aber gerade weil es so ist, möchte ich Bürgermeister werden, weil ich Lust am Gestalten habe."
Dann arbeitete Schneider die wesentlichen Handlungsfelder ab. Die Kitas seien gut ausgestattet, der Sportkindergarten eröffne Anfang November. Er wolle auf der Napoleonshöhe nun für Senioren
zusammen mit dem Roten Kreuz eine Einrichtung schaffen, "weil wir hier noch 60 bis 80 Plätze brauchen". Schulerweiterungen und Modernisierungen sind nötig, für Fantasieprojekte wie einen
Durchstich des Burgbergs fehle das Geld. Sie müssten auch ökologisch hinterfragt werden.
Schneider sprach sich für ein Gründerzentrum aus, das idealerweise einen Teil des Salzachzentrums einnehmen könnte. "Das Konzept Mall war von gestern, wir brauchen hier neue Überlegungen mit
mehreren Gebäuden und fünf bis sches Stockwerken, werden mit dem Eigentümer HBB reden."
Klar sprach sich Schneider für eine Fortsetzung der Wohnungspolitik mit der städtischen BuWoG aus, auch um Bauträgern etwas entgegenzusetzen und damit die Mietpreise zu dämpfen. Ohne einen Namen
zu nennen, machte er hier einen Interessenkonflikt bei einem Gegenkandidaten aus – gemünzt war das auf den FDP-Kandidaten Klaus Schultheiß.
Einen hatte Florian Schneider an diesem Abend ebenfalls überzeugt – Bürgermeister Hans Steindl. Der gab sich für die SPD siegesgewiss und betonte im Schlusswort: "Wenn ich am 30. April nächsten
Jahres das Amt abgebe, habe ich den richtigen Nachfolger." − rw
Quelle: Artikel am 12.10.2019 im Burghauser Anzeiger